Intelligente Lösungen in der Gebäudereinigung nutzen – Wo stehen wir, wohin geht die Reise und was macht Sinn?

  • Interview

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Ob autonomes Fahren oder ChatGPT – es wird viel darüber diskutiert, auch über die nötige ethische Auseinandersetzung mit dem Thema. In diesem Jahr befasst sich das bewährte wie innovative Event-Format „CLUB FUTURE“ der RAL Gütegemeinschaft Gebäudereinigung am 5. und 6. Juni in Neumünster ebenfalls mit dem Schlagwort „Intelligenz“. Saubere Sache Heute wollte wissen, warum, weshalb, wieso und hat mit Klaus Schardt, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, über das Fokus-Thema des Events gesprochen.

19. März 2024

„Intelligenz“ ist ein sehr weit gefasster Begriff. Was hat das mit Gebäudereinigung zu tun?

Sehr viel, denn Intelligenz ist das Thema unserer Zeit. Befeuert vor allem durch die Dynamik in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, kurz KI. Keine Branche, kein Unternehmen kommt umhin, sich mit diesem Thema zu beschäftigen – auch nicht die Gebäudereinigung. Die Branche, insbesondere die Industriepartner, bringen regelmäßig neue, intelligente Lösungen, Produkte und Dienstleistungen in den Markt. Die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz scheinen grenzenlos und alles könnte machbar sein. Aber ist alles, was machbar ist, auch sinnvoll? Brauchen wir nicht auch weiterhin unsere natürliche Intelligenz, um dem Machbaren Sinn zu geben?

Mit dieser und vielen weiteren Fragen und Aspekten beschäftigen wir uns im Rahmen der dritten Auflage unseres CLUB FUTURE. Dabei gehen wir weit über den theoretischen Diskurs zur KI hinaus. Wir spannen einen thematischen Bogen zu den aktuellen und zukünftigen Lösungsansätzen der führenden Partnerunternehmen der Gebäudedienstleister in Deutschland. Insgesamt beteiligen sich 18 der führenden Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen der Branche an dieser hochkarätigen Show der besten Ideen.

Wo wird bereits KI in der Gebäudereinigung eingesetzt?

Es geht, wie gesagt, nicht nur um Künstliche Intelligenz, sondern ganz allgemein um intelligente Lösungen. Aber natürlich wird das Thema KI eine große Rolle spielen. Denken wir nur an das weite Feld der Robotik oder der Sensorik. Oder an die intelligente Dosierung von Reinigungsmitteln, die Steuerung komplexer Arbeitsprozesse oder auch die Einsatzmöglichkeiten von KI-Tools in der Administration eines Unternehmens. Im Grunde gibt es fast keinen Bereich in einem modernen Gebäudedienstleistungsunternehmen, in dem KI-Anwendung nicht möglich ist. Und in meiner Wahrnehmung werden diese auch zunehmend genutzt. Vieles ist natürlich noch am Anfang, aber die Entwicklung der Werkzeuge und auch die Bereitschaft, sich damit zu beschäftigen, wächst in der Branche rasant an.

Müssen wir uns auf ein neuartiges Gebäudemanagement in Zukunft einstellen?

Da bin ich mir ziemlich sicher. Wir sehen es ja heute schon. Unsere Branche gehört sicher nicht zu den Trendsettern, aber nach und nach werden immer mehr Innovationen zum Einsatz kommen und die Arbeit wird sich massiv verändern.

Werden Beschäftigte durch Maschinen ersetzt werden?

Das glaube ich nicht. In Teilbereichen ja, in Summe eher nicht. Die Gebäudereinigung wird noch sehr lange ein Handwerk bleiben, das von Menschen ausgeführt wird. Ich sehe jedoch einen klaren Trend hin zur „Collaboration“, also dem Zusammenwirken von Mensch und Maschine. Das beobachten wir insbesondere beim Einsatz von Reinigungsrobotern oder auch bei der Arbeitsorganisation. Mit Hilfe von KI werden schon heute Daten über die Nutzung der zu reinigenden Räume, die Raumtemperatur, Verschmutzungsgrad oder die Partikelkonzentration in der Luft gemessen und analysiert. Die Ergebnisse dienen dann dazu, die eigentlichen Reinigungsprozesse zu optimieren.

Welche Vorteile bringt der Einsatz von KI?

Je nach Einsatzbereich gibt es unterschiedliche Vorteile. Aber es geht immer um Effizienz, Entlastung, Zeitgewinn und Zuverlässigkeit. Richtig eingesetzt, hilft die KI, Ressourcen zu schonen, die Effizienz zu steigern und die Reinigungskräfte zu entlasten. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist dies ein sehr wichtiger Aspekt. Einfache Routinetätigkeiten können heute schon sehr gut automatisiert werden. So können die Mitarbeitenden für deutlich anspruchsvollere Arbeiten eingesetzt werden.

Worauf gilt es als „Einsteiger“ bei der Nutzung von intelligenten Systemen, Maschinen etc. zu achten?

Zentral wichtig ist es, sich im Vorfeld intensiv mit dem Themenkomplex zu beschäftigen. Der Anbietermarkt ist mittlerweile sehr groß geworden und die Entwicklungsdynamik entsprechend hoch. Wie ich schon erwähnte: Machbar ist vieles, aber ergibt alles Machbare auch Sinn? Diese Frage muss jedes Unternehmen für sich – insbesondere auch im Hinblick auf die jeweiligen Kundenanforderungen – beantworten. Grundsätzlich rate ich dazu, das Thema offen anzugehen und sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen. Die Unterstützung durch einen erfahrenen Experten kann dabei sicher nicht schaden. Hat man sich für die Implementierung entsprechender Tools entschieden, wird es darauf ankommen, die Mitarbeitenden im eigenen Unternehmen bei diesem Transformationsprozess eng einzubinden. Ohne die Akzeptanz der Menschen wird auch die Technik scheitern.

In diesem Jahr ist Prof. Dr. Ulrich Walter, ehemaliger Raumfahrer und derzeit Professor am Lehrstuhl für Raumfahrttechnik der Technischen Universität München, als Keynote-Speaker eingeladen. Was hat Prof. Dr. Walter mit Gebäudereinigung zu tun?

Prof. Dr. Ulrich Walter

Die Frage kann ich gar nicht so genau beantworten. Das wird er uns sicher erklären. Aber im Ernst: Zum Konzept unseres Events gehört es, dass wir immer einen hochkarätigen Gast einladen, der eben nicht mit der Branchenbrille referiert, sondern den Blick von außen auf unser jeweiliges Fokusthema richtet. Beim letzten Mal, als wir uns mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ beschäftigt haben, war das beispielsweise der Erfinder des Cradle-to-Cradle-Konzeptes Prof. Dr. Michael Braungart.

Diesmal können wir uns mit Prof. Dr. Ulrich Walter wieder auf ein absolutes Highlight freuen. Ulrich Walter gehörte von 1987 bis 1994 dem ehemaligen deutschen Astronautenteam an. Vom 26. April bis zum 6. Mai 1993 flog er als Nutzlastspezialist auf der deutschen Spacelab-Mission D2 und wurde damit zum fünften Deutschen im All. Heute lehrt und forscht er am Lehrstuhl für Raumfahrttechnik der Technischen Universität München und beschäftigt sich sehr intensiv mit dem Themenkomplex „Künstliche Intelligenz". Als Mitglied des Ethik-Rates berät er unter anderem auch die bayerische Staatsregierung. Ich freue mich sehr auf seine Keynote. Wann hat man schon mal die Gelegenheit mit jemandem zu sprechen, der aus dem Weltall auf unseren Planeten geblickt hat?

Auf welche Programmpunkte dürfen wir uns noch auf dem CLUB FUTURE freuen?

Natürlich auf die zahlreichen Powervorträge unserer Fördermitglieder. Sie werden kompakt zeigen, was sie jeweils an innovativen Lösungen zu bieten haben. Lösungen, die bereits auf dem Markt sind, aber auch Lösungen, die sie gerade in der Pipeline haben. Dazu haben wir viele Branchengrößen eingeladen, die über Nachhaltigkeit, Systemlösungen von morgen, neue Produkte und Entwicklungen, Automatisierungen, intelligente Reinigungssysteme und vieles mehr sprechen. Wir dürfen uns also auf ein geballtes Know-how auf dem Event freuen! Hier empfehle ich einen Blick auf unsere Website www.club-future.de, da kann man sich ganz gut ein erstes Bild machen. Aber auch auf unseren Social-Media-Kanälen auf Facebook und LinkedIn gibt es viele Inhalte, Vorschau-Content und Berichte zum kommenden Event.

Besonders freue ich mich natürlich auf die legendäre „Summer-Night-Networking-Party“ am Vorabend des CLUB FUTURE. Diesen Branchentreff sollte sich niemand entgehen lassen!