Hygieneboom, Rohstoffknappheit und explodierende Energiepreise – Unternehmensführung in Krisenzeiten

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Der Großhändler für Hygienebedarf, die Kurt Müller GmbH, hat in den letzten drei Jahren Höhen und Tiefen durchlebt. Die Corona-Pandemie hat dem Thema Hygiene einen Wahrnehmungsschub beschert. Jetzt führen die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine zu Lieferschwierigkeiten und hohen Energiekosten. Trotzdem haben die Unternehmer Marion und Frank Müller das Vertrauen in die Zukunft nicht verloren – im Gegenteil.

22. Mai 2022

Es sind schwierige Zeiten. Die Pandemie scheint gerade mehr oder weniger im Griff zu sein, da marschieren russische Truppen in der Ukraine ein. Das Handelsunternehmen Kurt Müller GmbH mit Sitz in Pulheim-Brauweiler bei Köln ist auf Wachstumskurs – seit fast 40 Jahren. Es vertreibt Hygieneartikel, in erster Linie Hygienepapiere wie Waschraumausstattungen, Desinfektionsmittel, Müllsäcke und Müllbeutel, Papiere für das industrielle Putzen und Gebäudereinigerbedarf. Ein Großteil der Kunden kommt aus der Gesundheitsbranche. Selbst in Zeiten von Corona konnte Frank Müller, Inhaber und Geschäftsführer, gemeinsam mit seiner Frau Marion Müller, Prokuristin und Verantwortliche für Strategie, Marketing und Nachhaltigkeit und allen knapp 100 Mitarbeitenden, mit viel unternehmerischem Geschick, harten Arbeitswochen und guter Kommunikation ihre Kunden nicht nur zufriedenstellen, sondern auch neue hinzugewinnen.

Papiermarkt ist angeschlagen

Seit dem Ukraine-Krieg sieht das anders aus. Marion Müller erläutert, dass aktuell nicht alle Anfragen von Neukunden sofort bedient werden können, da die Beschaffung zum Teil sehr herausfordernd ist und in dieser Situation langjährige Stammkunden selbstverständlich mit Vorrang beliefert werden. Die Gründe für die Beschaffungsprobleme sind vielschichtig. So ist der Papiermarkt schon seit der Corona-Krise angeschlagen. Es wurde weniger Altpapier gesammelt und von der geringeren Menge ging ein sehr viel größerer Anteil in die Kartonproduktion statt in günstige Einstiegs-Produkte, wie zum Beispiel einlagige Papierhandtücher.
Die Nachfrage nach Kartonagen war durch den zunehmenden online Handel, gerade während der Lockdowns, ordentlich gestiegen. Weniger Rohstoff für die Herstellung von Commodity-Produkten führte im letzten Jahr zu stark steigenden Preisen.

Jetzt kommt noch hinzu, dass viele Produktionsstätten in Osteuropa durch den Krieg nicht liefern können. Es fehlt an ukrainischen Transporten, die Logistikkette ist unterbrochen. Darüber hinaus ist der Papiermarkt sehr energieintensiv. Seit Anfang 2022 explodieren die Energiepreise. Die Hersteller haben also immensen Druck, die hohen Produktionskosten in Form von Preissteigerungen weiterzugeben. „Wir können die hohen Preise aber zum Beispiel bei Ausschreibungen nicht ohne dokumentierte Fakten Eins-zu-eins auf unsere Kunden abwälzen“, erläutert Marion Müller. Viele Kunden haben durchaus Verständnis und es gibt ja auch keine Alternativen, da alle Marktteilnehmer gleichermaßen betroffen sind.

Persönlicher Kontakt für stabile Geschäftsverhältnisse

Müller Hygiene achtete schon immer darauf, dass der Kontakt und die Kommunikation zwischen Vertrieb und Käufer gut sind. Transparent und kundenorientiert zu arbeiten, gehört zur Unternehmensphilosophie. Marion Müller betont: „Unser Geschäft ist auf langfristige Zusammenarbeit ausgerichtet. Wir stellen eine wichtige Konstante für unsere Kunden dar und der Abnehmer kann sich sicher sein, wenn die Zeiten sich bessern, dann auch für ihn.“ Als es am Anfang von der Corona-Pandemie Engpässe mit bestimmten Artikeln wie Desinfektionsmittel, Liegenabdeckungen oder Hygienepapier gab, da lieferte Müller Hygiene zunächst nur teilweise aus, damit kein Krankenhaus, kein Kunde mit leeren Händen dastand. Sobald Ware vorhanden war, wurde der Rest nachgeliefert. Doppelte Arbeit für das Unternehmen zwar, aber die Kunden waren versorgt und zufrieden. Sie wussten, mein Lieferant denkt an mich. Das schafft Vertrauen, das gerade in Krisenzeiten so wichtig ist.

Gute Kommunikation auch innerhalb der Firma

Transparenz und enge Zusammenarbeit bestimmen auch das Gefüge im Unternehmen. Einmal im Jahr veranstaltet Müller Hygiene einen mehrtätigen Strategie-Workshop zu konkreten Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Prozessoptimierung, Produkte und Systeme oder Kunden und Märkte. Alle kommen zusammen – aus Vertrieb, Logistik oder Sachbearbeitung, vom neuen Auszubildenden über den erfahrenen Manager bis hin zum langjährigen Beschäftigten. Jeder trägt etwas zur Beantwortung der Frage bei, jede Meinung zählt. Damit steigt nicht nur das Verständnis für die unterschiedlichen Aufgaben eines jeden Beschäftigten, sondern auch die Wertschätzung. Trotz der weltpolitischen Lage und der nach wie vor anhaltenden Pandemie blickt Marion Müller positiv in die Zukunft. „Unser Motto lautet: Professionell, persönlich und preisleistungsstark – diese drei Ps galten vor, während und gelten natürlich auch nach der Krise.“