„Als Unternehmen üben wir Einfluss auf die Menschen in unserer Lieferkette wie auch auf die Umwelt aus. Wir wollen einen positiven Betrag leisten – richtig sauber für eine lebenswerte Zukunft!"

  • Interview

Buzil, Hersteller von chemischen Reinigungsprodukten für den professionellen Bereich, hat vor Kurzem seinen Nachhaltigkeitsbericht 2023 veröffentlicht. Dieser gibt über verschiedene Aspekte wie Mitarbeiterzufriedenheit, Umweltstandards, Qualitätsmanagement, Arbeitssicherheit, Menschenrechte oder Beschaffungsrichtlinien Auskunft. Saubere Sache Heute hat mit Isabell Janoth, der Inhaberin von Buzil, dazu gesprochen.

19. September 2024

Buzil ist ein familiengeführtes Unternehmen. Seit wann leiten Sie die Firma und wie ist Ihr Werdegang?

Direkt nach meinem Studium der Betriebswirtschaftslehre trat ich bei Buzil ein. Bereits ein Jahr nach Erteilung der Prokura wurde ich im Jahr 2005 durch meinen Vater in die Geschäftsführung berufen. Seither leite ich das Unternehmen.

Die Unternehmensvision lautet: Richtig sauber für eine lebenswerte Zukunft. Können Sie uns diese kurz erläutern?

Richtig: Das bedeutet für uns, die Dinge richtig zu tun, also das WIE. Darüber hinaus streben wir an, die richtigen Dinge zu tun, also das WAS. Einerseits ist damit Exzellenz, also etwas richtig gut machen, sowie verantwortungsvolles Handeln gemeint. Das kann sich zum Beispiel auf die Produktion oder den Umgang miteinander beziehen. Andererseits geht es um bewusste Entscheidungen für oder gegen Handlungen, beispielsweise in Bezug auf Integrität. Ich bin der Ansicht, dass man in unserer Wohlstandsgesellschaft auch als Unternehmen nicht alles tun darf, was man sich zwar leisten kann, das aber auf Kosten anderer geht.

Sauber: Einerseits machen wir sauber mit unseren Produkten. Andererseits wollen wir sie auf sauberem Wege designen, herstellen und vertreiben.

Lebenswert: Wir tragen heute dafür die Verantwortung, dass nicht nur unser Dasein, sondern auch das unserer Folgegenerationen es wert ist, zu existieren. Das hat sehr viel mit Umwelt, Klima und den Ressourcen zu tun, die wir übriglassen.

Zukunft: Unser Pflichtgefühl den Menschen, der Natur, unserem Unternehmen gegenüber bezieht sich nicht nur auf die Gegenwart, sondern ebenso auf die nächsten Jahre oder sogar auch Generationen.

Ich entnehme dem Nachhaltigkeitsbericht, dass es kaum Frauen auf der oberen Managementebene gibt. Laut Bericht sei dies typisch für die Chemiebranche. Warum ist das Ihrer Meinung nach so und sehen Sie Chancen, dies zu ändern?

Da muss ich Sie korrigieren: In unserem Bericht steht, dass der Frauenanteil von Gesamt-Buzil circa 30 Prozent ausmacht. Das liegt zum einen an körperlich anstrengenden Arbeiten in einigen Bereichen und daran, dass sich schlicht kaum Frauen auf beispielsweise Lagerjobs oder Jobs im Vertrieb bewerben. Die Geschäftsführung ist bei Buzil aber zu 50 Prozent weiblich. Ich denke, man darf nicht den Fehler machen, dies mit der gesetzlichen Frauenquote in Vorstandsetagen von Großkonzernen zu vermischen. Wir jedenfalls begrüßen es sehr, wenn sich Frauen auf Stellen bewerben, die traditionell eher männlich geprägt sind. Als Unternehmerin sehe ich es als meine Aufgabe, dass diese Jobs auch so gestaltet sind, dass sie für Frauen attraktiv sind. Das geht leider noch nicht überall in gleichem Maße.

Im Mai hat Buzil das Zertifikat „Great Place to Work“ verliehen bekommen. Welche Kriterien mussten erfüllt werden?

Wir haben uns entschlossen, dieses Zertifikat zu erwerben, weil wir nach außen zeigen möchten, dass Buzil ein toller Arbeitgeber ist und seine Unternehmenskultur von den Mitarbeitenden geschätzt wird. Da ein großer Teil der Zertifizierung durch eine Mitarbeiterbefragung erfolgt, ist das ein guter Indikator und eine Bestätigung, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.

Das „Skill-Management“ spielt eine wichtige Rolle für Ihre Beschäftigungsstrategie. Können Sie uns ein Beispiel geben, wie Sie diese umsetzen?

Wir versuchen uns die Fähigkeiten und Kompetenzen schon heute vorzustellen, die wir in ein paar Jahren brauchen. Die Zwillingstransformation von Digitalisierung und Nachhaltigkeit macht das erforderlich, ebenso auch die Vorstellung der Mitarbeitenden, wie sie arbeiten wollen. Welche Skills muss zum Beispiel ein Verpackungsentwickler oder -entwicklerin mitbringen, der oder die einerseits die Anwender unserer Produkte und andererseits die Kreislauffähigkeit, den „Product Carbon Footprint“ und die Ressourcenschonung im Blick hat. Keine einfache Frage für eine Führungskraft, finden Sie nicht?

Das stimmt. Auch Arbeitssicherheit wird bei Buzil großgeschrieben. Die angegebene OSHA-Quote liegt bei 11,06 und soll auf 9,5 gesenkt werden. Die 1000-Mann-Quote liegt bei 17,62 und soll auf 15 gesenkt werden. Wie liegt Buzil damit im Vergleich un

Wir liegen im Jahr bei den Ausfallzeiten durch Arbeitsunfälle etwa im Schnitt der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie. Bei der relativen Unfallhäufigkeit sind wir etwas schwächer. Das mag auch an der Kennzahl liegen, die sich auf 1.000 Vollarbeiter bezieht. Wir sind schon allein durch unsere ISO 45001 Zertifizierung stetig dran, die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen und Unfälle zu vermeiden. Durch regelmäßige Schulungen, Unterweisungen und auch durch spezielle Angebote für Mitarbeitende im Unternehmen erreichen wir auch Verbesserungen. Wir veranstalten unter anderem einen jährlichen Aktionstag, bei dem sich Mitarbeitende informieren können, was zur Gesunderhaltung beiträgt.

Im Bericht werden Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: „Inside-out“ und „Outside-in“. Können Sie diese Sichtweisen kurz erläutern?

Natürlich. Die zwei Perspektiven kommen aus den European Sustainability Reporting Standards (ESRS), nach denen große Kapitalgesellschaften entsprechend der CSRD ihre nichtfinanzielle Berichterstattung, also die Nachhaltigkeitsberichterstattung, erstellen müssen. Als essenzielle Grundlage für die Berichterstattung und die Nachhaltigkeitsstrategie muss eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse erstellt werden. Die eine Perspektive davon ist die Sicht von innen nach außen. Welche Auswirkungen haben die Geschäftsaktivitäten von Buzil auf die Umwelt und die Gesellschaft, auch in unserer Lieferkette?

Die zweite Perspektive ist, welche finanziellen Auswirkungen die Einflüsse aus Umwelt und Gesellschaft – also outside in – auf Buzil haben. Ein Beispiel wäre die Anpassung an den Klimawandel. Sie verursacht zunächst Kosten, beispielsweise wenn man ein Gebäude energiesparend modernisiert und an wärmere Bedingungen anpasst. Langfristig kann sich das in Form von Energieeinsparungen auch positiv finanziell auswirken.
Die zu betrachtenden Themen werden nach Risikomanagementmethoden mittels Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe bewertet. Wesentlich sind die Themen mit hohem Risiko in beiden Perspektiven. Im Nachhaltigkeitsbericht muss nun über die Themen berichtet werden, die wesentlich sind. Die zwei Perspektiven und die Erstellung der Analyse sind zwar sehr aufwändig, zeigen uns jedoch deutlich, wo die Themen sind, die wir als Nächstes bearbeiten müssen. Buzil möchte sich, obwohl wir nicht in den Anwendungsbereich der Richtlinie fallen, dennoch an diesen Standards orientieren.

Ökologische und soziale Ziele, Ressourcenmanagement sowie Lieferkettensorgfaltspflicht – das sind wichtige Schlagwörter des Nachhaltigkeitsberichts. Welche Strategie fährt das Unternehmen zur Umsetzung?

Die Ziele haben wir jeweils mittel- und langfristig formuliert und mit der Wesentlichkeitsanalyse gegengecheckt. Für die Umsetzung sind Implementierungsmaßnahmen wichtig, zu denen wir uns jährlich Ziele setzen. Damit legen wir kleine und machbare Schritte fest. Wir schauen uns den Status unterjährig immer wieder an, damit wir auf Kurs bleiben. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichten wir in Quartalsmeetings darüber. Diese Transparenz motiviert uns, dranzubleiben.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gilt eigentlich erst für Unternehmen mit 1.000 Beschäftigten. Warum legt Buzil so viel Wert darauf?

Das ist eine super Frage. Ich glaube, als Unternehmerin hat man Verantwortung und kann sich daher auch bewusst für oder gegen etwas entscheiden. Und zwar auch, wenn man dadurch weniger Umsatz oder Gewinn macht. Diesen Vorteil sollten auch gerade inhabergeführte Unternehmen nutzen. Bei der Downstream-Lieferkette ist das relativ einfach. Auch wenn es Interesse aus bestimmten Ländern an einer Zusammenarbeit mit uns gibt, lehnen wir dankend ab, wenn sie bei uns rot gerankt sind. Das bedeutet, sie erfüllen unsere Kriterien in Bereichen der Menschenrechte, des sicheren Arbeitsumfeldes und ähnlichem nicht und sind damit für Buzil tabu. Aber beim Upstream, sprich der Zulieferkette, ist die Entscheidung nicht so einfach, da man diese in den meisten Fällen gar nicht kennt. Der Einkauf hat damit auf einmal eine riesige Verantwortung, die über Preis und Qualität hinausgeht. Aber auch im Produktdesign liegt viel Spielraum, der sich auf die Lieferkettengestaltung auswirkt. Also lange Rede, kurzer Sinn: Durch die Gestaltung unserer Geschäftsaktivitäten üben wir Einfluss auf die Menschen in unserer Lieferkette wie auch auf die Umwelt aus, in der sie leben. Da ist richtig Musik drin, wenn man die Bedeutung dieser Verantwortung verstanden hat. Ich hoffe, dass wir in unserer Lieferkette mit unseren Aktivitäten einen positiven Betrag leisten können. Richtig sauber für eine lebenswerte Zukunft eben.

Vor Kurzem wurde Buzil von EcoVadis, einem Anbieter für Nachhaltigkeitsrankings, mit Platinum ausgezeichnet. Eine bessere Bewertung gibt es nicht. Wie sah der Weg dahin aus?

Die EcoVadis-Audits haben wir schon mehrere Jahre gemacht. Sie sind auch ein Indikator, den Kunden im Rahmen des nachhaltigen Lieferkettenmanagements gerne nutzen. Auch bei uns war das so und wurde durch Kunden gefordert. Die Ratings in den Edelmetallkategorien sind ein Ansporn und Gradmesser zugleich. Jedes Jahr muss man sich verbessern, da der Anspruch der Auditkriterien steigt. Wir sind einfach immer an den Themen drangeblieben und werden das auch künftig so machen. Nachhaltige Entwicklung beschreibt einen Prozess und keinen Zustand. So versteh ich auch den Namen EcoVadis.

Ausblick 2024 – was planen Sie für dieses Jahr noch an in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz?

Puh, da weiß ich nicht, wo ich beginnen soll: Wir wollen Wasser einsparen oder mehrfach nutzen. Mehr recyceltes Material verwenden, die Abfallmenge senken, unsere Lieferkettentransparenz erhöhen und Risiken ermitteln. Darüber hinaus planen wir, Weiterbildungskonzepte für die Mitarbeiter zu entwickeln und, und, und.