Moderne Gebäudereinigung – auf dem Weg zu übergreifenden Umweltstandards

  • Bericht

Nachhaltigkeit in der Gebäudereinigung – darum geht es in der ersten Themenwoche der CMS Plus. Dr. Peter Hug vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Markus Häfner vom Industrieverband für Hygiene und Oberflächenschutz (IHO) und Johannes Bungert vom Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) analysieren den aktuellen Stand und die Herausforderungen der Branche.

18. Januar 2022

Wie unterschiedlich und vielfältig das Thema Nachhaltigkeit für die Reinigungsbranche ist, zeigt sich, wenn die drei Verbandsvertreter es von der jeweils eigenen Seite beleuchten. So wird in der Produktion von Maschinen der gesamte Zyklus betrachtet. Wie umweltfreundlich erfolgt die Herstellung, sind recyclebare Materialien verbaut und wie langlebig ist das Gerät? Bei der Anwendung selbst geht es um den Verbrauch von Wasser oder Chemikalien. Seit zehn Jahren etwa bemüht sich der VDMA um Nachhaltigkeitsnormen und -standards. Maschinen werden darin nach ihrer Performance und ihrer Umweltfreundlichkeit bewertet. Und um sie miteinander vergleichen zu können, hat der Verband einen eigenen Test entwickelt. 

Markus Häfner vom IHO sieht das Thema Nachhaltigkeit im Zusammenhang des klassischen Drei-Säulen-Modells von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Lange Zeit stand die Reduktion von Chemikalien in Reinigungsmitteln im Fokus. Mittlerweile gibt es viele Produkte mit ausgezeichneter Umweltverträglichkeit, die außerdem höchst wirtschaftlich sind und auch sozialen Aspekten genügen. Konkret ist das an der Nutzung nachwachsender Rohstoffe, der regionalen Herstellung oder Verpackung aus wiederverwendbaren Materialien zu erkennen. Schon vor einiger Zeit hat sich der IHO auf den Verzicht auf nicht-funktionales Mikroplastik geeinigt. Am Ende kommt es aber auf die Zusammenarbeit von Industrie, Dienstleistern und Kunden an. 

Dem stimmt auch Johannes Bungert vom BIV zu. Insgesamt zählt die Gebäudereinigung zu den nachhaltigsten Wirtschaftszweigen in Deutschland. Durch die politische Diskussion aber hat das Thema Nachhaltigkeit extrem an Fahrt aufgenommen und ist auch deutlich ernsthafter geworden. Vor allem große Kunden erwarten nachweisbare Beiträge zur CO2-Bilanz oder Ökoberichten. Die Dienstleister sind Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, ob bei Entsorgung oder dem Wasser- und Energiemanagement. Daher arbeitet die Innung derzeit an Standards und Zertifizierungen, denn die Kunden wünschen sich belastbare Fakten.

Belastbare ökologische Fakten gefragt

Diesen neuen Anspruch von Seiten der Kunden spürt auch der Maschinenmarkt. Sie betreffen nicht nur den Fuhrpark, sondern ganze Gebäude, erweitert Dr. Peter Hug das Spektrum. Das Null-Energie-Haus ist ein Beispiel. Markus Häfner ergänzt, dass das Thema Nachhaltigkeit zwar tatsächlich schon seit rund 15 Jahren relevant für die Branche ist. Aber die Qualität hat sich geändert. Ein einfaches Ökolabel reicht nicht mehr. Dienstleister und Kunden interessieren sich für konkrete Systeme, beispielsweise verpackungssparende Granulate, die in einer wiederverwendbaren Flasche mit Wasser aufgelöst werden oder ähnliches. In den letzten zwei Jahren ist diesbezüglich eine ganz neue Dynamik entstanden, bedenkt man den „European Green Deal“ oder die „AVV – die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Beschaffung klimafreundlicher Leistungen“. Damit die Branche glaubwürdig agieren kann, muss sie transparente und belastbare Fakten liefern. Und dafür müssen Standards und Zertifizierungen geschaffen werden. Die Verbände arbeiten gemeinsam daran, und das, was sie erreicht haben, ist vorzeigbar und schafft Vertrauen.

Corona und Digitalisierung als weitere Herausforderungen für 2022

Das Jahr 2022 wartet mit weiteren Herausforderungen für die Reinigungsbranche auf. BIV-Vertreter Johannes Bungert nennt klar die Pandemie. Mit 700.000 Beschäftigten, von denen ein Drittel nicht geimpft ist, sei der Umgang mit der Pandemie für die Betriebe besonders schwierig. So setzt sich die Innung enorm für Impfungen ein und steht auch hinter einer Impfpflicht. Denn die Anforderungen und Verantwortung, die auf den Dienstleistern lasten, sind immens und überfordern sie zunehmend. Darüber hinaus schauen die Gebäudereiniger natürlich mit großem Interesse auf die Entwicklung des Mindestlohns, der nach Plan von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil noch in diesem Jahr bei zwölf Euro liegen soll.

Die Corona-Krise belastet die beiden anderen Bereiche ebenfalls. Der Maschinenbau ist stark von Exporten abhängig und die extrem unterschiedliche und volatile Situation auf den internationalen Märkten macht große Schwierigkeiten. Dazu kommen Lieferengpässe, die auch die Reinigungsmittelindustrie hart getroffen haben. Zu massiven Preissteigerungen kamen fehlende hochwertige Rohstoffe. Langfristig geht IHO-Vertreter Markus Häfner von veränderten Risikomanagementsystemen aus.

Weiterhin bleibt auch Digitalisierung ein wichtiges Thema. Eine Challenge, der sich die Verbände aber gemeinsam stellen. So sieht es auch Dr. Peter Hug. Der VDMA gründete vor zwei Jahren das Konsortium „Facility Data Standard“. Dabei geht es darum, dass auf lange Sicht Geräte die gleiche digitale Sprache sprechen und miteinander vernetzt werden können.

Zur CMS Plus

Die CMS Plus dient als Ergänzung der internationalen Reinigungsfachmesse CMS Berlin, die aufgrund der Corona-Pandemie erst 2023 wieder stattfindet. Bis dahin bietet das neue Format in acht Themenwochen Information und Austausch zu branchenrelevanten Inhalten an.